Schlagwort-Archiv: smart contracts software

Smart Contracts und Blockchain: Konzepte und praktischer Einsatz

Dieser Bericht erläutert was „smart contracts“ sind, wie sie mit „blockchain“ zusammenhängen, welche Vorteile der Einsatz von „smart contracts“ hat und wie sie mit der Vertragssoftware COMAC 7 SMART CONTRACT im Sinne einer Checkliste konkret implementiert werden können.

1      Was ist ein „smart contract“?

1.1    Contract

Einem „smart contract“ liegt zuerst einmal ein „contract“ zugrunde, also ein schriftlicher oder mündlicher Vertrag mit mehr oder weniger zahlreichen vertraglichen Regelungen. Dieser Vertrag kann gut oder schlecht sein, was meint, er kann den zu regelnden Leistungsaustausch zwischen den Vertragspartnern mehr oder weniger vollständig und mehr oder weniger widerspruchsfrei abbilden.

1.2    Smart

Ein solcher „contract“ wird „smart“, wenn diese vertraglichen Regelungen durch einen Computer verwaltet, kommuniziert, ausgelöst, gesteuert, überwacht und dokumentiert werden. Je mehr dieser Regelungen und Aufgaben der Computer übernimmt, desto „smarter“ ist der „contract“.

Dabei sind vier wesentliche Prinzipien zu beachten:

  • Digitalisierung

Damit der Vertrag für einen Computer lesbar gemacht werden kann, müssen seine mit Worten beschriebenen Inhalte auf ein geeignetes Vertragsmodell übertragen werden. Dieses Vertragsmodell muss dann in der Lage sein, die gespeicherten Informationen in automatisierte Vertragsprozesse umzusetzen, welche dann vom Computer ausgeführt werden können.

Es reicht bei der Digitalisierung also nicht aus, aus einem geschriebenen Vertrag ein PDF zu erstellen. Und es reicht auch nicht aus, die bildhafte Darstellung im PDF durch OCR-Verfahren lesbar zu machen. Man muss auch den semantischen Inhalt des Vertrages, also seine Bedeutung verstehen und diese einzelnen Bedeutungen in ein Modell der vertrags- und Geschäftsbeziehungen übertragen.

Siehe auch: https://www.sbc-systems.eu/digitalisierung/

  • Stabilität

Das Modell der Vertrags- und Geschäftsbeziehungen muss so aufgebaut sein, dass nicht jeder Vertrag sein eigenes Modell benötigt. Denn dann müssten alle Vertragsprozesse gesondert programmiert werden und das Verfahren wäre sofort unwirtschaftlich, weil teuer, langsam und fehlerhaft.

Das Vertragsmodell muss stattdessen allgemeingültig sein, d.h. die Vertragsdaten, die Vertragsregeln und die Vertragsprozesse des Modells müssen unveränderlich für jede Vertragsart nutzbar und wiederverwendbar, d.h. stabil sein.

  • Mächtigkeit

Das Vertragsmodell ist umso besser, je größer sein Geltungsbereich ist.

Beispiel: Kryptowährungen

Im Falle der Kryptowährungen ist der Geltungsbereich extrem eingeschränkt. Das Vertragsmodell ist nur in der Lage Transaktionen abzubilden, mit dem die Verfügbarkeit über einen Vermögenswert (z.B. über den Bitcoin) vom einen Verfügungsberechtigten auf einen anderen übergeht. Das ist nichts anderes als eine einfache Bankkontenbuchung.

Ein Vertragsmodell sollte dagegen den Regelungsbereich aller Vertragsarten über den gesamten Life Cycle einer Vertrags- und Geschäftsbeziehung hinweg abbilden können. D.h. es muss die Anbahnung und die Verwaltung einer Vertragsbeziehung vollständig abbilden können.

    1. Die Vertragsanbahnung umfasst alle Vertragsprozesse von der Anfrage über das Angebot und die Vertragsverhandlungen bis zur Genehmigung und den Vertragsabschluss.
    2. Die Vertragsverwaltung umfasst den Vertragsvollzug hinsichtlich der eingegangenen Verpflichtungen und deren Erfüllungen, aber auch alle Vertragsstörungen, Vertragsänderungen, Vertragsverlängerungen, vorzeitiger einvernehmlicher oder streitiger Beendigung, das reguläre Vertragsende und die erforderlichen Vertragsabschlussmaßnahmen.

Kurz gesagt: Das Vertragsmodell muss mächtig sein.

  • Einfachheit

Zu guter Letzt muss das Vertragsmodell so aufgebaut sein, dass der Weg vom geschriebenen Vertrag zum modellierten Vertrag, also die Übersetzung aus der analogen Welt der Urkunde in die digitale Welt des Vertragsmodells für jeden sachkundigen Dritten zu bewältigen ist. Das bedeutet, dass ein einfaches Verfahren existieren muss, mit dem die analoge Welt in die digitale Welt überführt werden kann.

Mit der Vertragssoftware COMAC 7 SMART CONTRACT können diese 4 Prinzipien für jeden Vertrag umgesetzt werden.

1.3    Smart Contract

Wenn die vier Prinzipien für einen Smart Contract eingehalten werden, dann ist in der vollen Ausbaustufe ein Smart Contract ein Vertrag, dessen analoge Regelungen vollständig und widerspruchsfrei in ein stabiles, mächtiges und einfaches Modell der Vertragsdaten, der Vertrags- und Geschäftsbeziehungen und der Vertragsprozesse überführt worden sind.

Dieses Modell ermöglicht, dass

  • alle Vereinbarungen für den Computer lesbar gemacht werden können
  • alle prozessauslösenden Ereignisse verwaltet werden
  • alle damit verbundenen Prozesse rechtzeitig ausgelöst werden
  • alle zeitlichen und finanziellen Wirkungen automatisch ermittelt werden
  • alle von den Vertragsparteien übernommenen Verpflichtungen eingefordert werden,
  • die vollständige Erfüllung aller Verpflichtungen überwacht wird,
  • die damit verbundenen Vertragsprozesse automatisch ausgeführt werden
  • alle Transaktionen in einem Journal (general contract ledger) dokumentiert werden und
  • alle Transaktionen und die zugrundeliegenden Regeln jederzeit abrufbar und nachvollziehbar sind.

 

2      Was hat die „blockchain“ mit „smart contracts“ zu tun?

Im Grunde genommen nichts.

Denn „smart contracts“ sind ein fachliches Konzept der Informationsnutzung und „blockchain“ ist ein technisches Konzept der Informationsspeicherung.

Die Blockchain-Technik – verbunden mit dem „distributed ledger“ – ist ein technisches Verfahren, mit dem chronologische Abläufe und deren Ergebnisse fälschungssicher dokumentiert werden können.

Das heißt:

  • „blockchain“-Techniken können zur Dokumentation einer jeden Art von wechselnden Systemzuständen eingesetzt werden.
  • Die fälschungssichere Dokumentation von „smart contracts“, deren Vertragsprozessen und deren Folgen ist nur eine der vielen Einsatzmöglichkeiten der „blockchain“.
  • Die fälschungssichere Dokumentation von „smart contracts“ kann – außer durch blockchain und distributed ledger – auch von vielen anderen Verfahren übernommen werden.

Nachstehend werden die verwendeten technischen Konzepte kurz erläutert.

2.1    Was ist eine „blockchain“?

Wenn in einem System Datensätze in chronologischer Reihenfolge entstehen und gespeichert werden, dann wird die Reihenfolge der Einträge in der Regel durch eine laufende Nummer dokumentiert. Im Hauptbuch oder Buchungsjournal ist dies eine Kombination aus Journalnummer und Transaktionsnummer

Um die Datensätze gegen Veränderung zu sichern gibt es verschiedene Methoden. Die „blockchain“-Technik verwendet dazu im Prinzip drei Elemente:

  1. Hash:

Der Inhalt der Datensätze wird durch einen möglichst eindeutigen Wert verschlüsselt. Diese Aufgabe übernimmt eine sogenannte Hashfunktion. Daneben erfolgt eine „public-private“-Verschlüsselung, welche sicherstellt, dass nur berechtigte und dafür vorgesehene Teilnehmer auf die Informationen zugreifen können.

2. Chain:

Der Hash des vorhergehenden Datensatzes wird im nachfolgenden Datensatz gespeichert und geht als Bestandteil des nachfolgenden Datensatzes in dessen Hashwert ein. So entsteht eine praktisch fälschungssichere Verkettung der Datensätze.

3. Block:

Die Hashwertermittlung und die Verkettung kann auch über mehrere Datensätze (blocks) erfolgen.

 2.2    Central Ledger vs. Distrubuted Ledger

Die Transaktionen, welche den Zustand eines Systems verändert haben, können chronologisch, lückenlos und nachvollziehbar im sogenannten Hauptbuch (general ledger) gespeichert werden. Dieses Hauptbuch übernimmt eine zentrale Dokumentationsaufgabe.

Die Datensätze des Hauptbuchs können mittels „blockchain“-Techniken gegen Fälschungen gesichert werden.

Das Hauptbuch wird in der Regel an einer zentralen Stelle verwaltet (central ledger). Dort wird durch den Betreiber („trusted party“) für die Nutzer mittels vertraglicher und technischer Regelungen ein vertrauenswürdiger Zugriff auf die Daten sichergestellt.

Eine alternative, aber sehr aufwendige – und früher oder später unwirtschaftliche – Speichertechnik bietet das „distributed ledger“. Dort wird das zentrale Hauptbuch an vielen Stellen parallel gespeichert. Dadurch kann das Vertrauen in einen zentralen Verwalter entfallen und wird durch das Vertrauen in den „Schwarm“ ersetzt.

Da jeder Datensatz parallel in allen Hauptbüchern gespeichert wird, erfolgt auch die Abfrage eines Datensatzes parallel in allen Hauptbüchern. Ein Datensatz wird als richtig erkannt, wenn er von der Mehrheit der beteiligten Hauptbücher bestätigt wird.

Zu diesem Prinzip gibt es zahlreiche technische Implementierungen und Varianten, auf die hier aber nicht näher eingegangen werden muss.

2.3    Kryptowährungen

Wenn diese Techniken für Kryptowährungen eingesetzt werden, dann werden sie um weitere Konzepte ergänzt. Das bekannteste davon ist das sogenannte „mining“ zur Begrenzung der Kryptogeldmenge.

Eine detaillierte Darstellung der Blockchain und ihrer Verwendung bei der Definition und Verwaltung von Kryptowährungen mittels der Vertragssoftware COMAC 7 finden Sie unter „COMAC 7 COIN Softwarelösung für Wertgesicherte Kryptowährung (Big Picture)

3      Welche Vorteile bieten Smart Contracts?

Ein Smart Contract ermöglicht

  • Automatisierung der Vertragsprozesse
  • Einsparungen bei den Prozesskosten
  • Transparenz aller Vertragsabläufe
  • Transparenz aller Vertragswirkungen
  • Reduzierung der Vertragsrisiken

Die Eigenschaften und Vorteile von Smart Contracts können in wenigen Punkten zusammengefasst werden.

3.1    Vertragsregeln und Künstliche Intelligenz (KI)

In der Vertragsurkunde getroffenen Vereinbarungen und die dabei genannten auslösenden Ereignisse und Bedingungen können als computerlesbare Regeln formuliert und in einem Vertragsmodell (bestehend aus Vertragsdaten und Vertragsprozessen) hinterlegt werden. KI Roboter setzen dieses Modell in Aktionen um.

3.2    Konsolidierungsfähige Verträge

Das Vertragsmodell ist konsolidierungsfähig, d.h. es kann für alle Arten von Verträgen ohne Strukturänderungen verwendet werden. Das bedeutet

  • Alle Vertragsdaten können im Vertragsdatenmodell gespeichert werden
  • Alle in der Vertragsurkunde definierten Vertragsprozesse können mit Parametereinstellungen im Vertragsmodell aus wenigen Standardprozessen generiert werden.
  • Ebenso können alle zur Anbahnung der Vertragsbeziehungen erforderlichen Geschäftsprozesse abgebildet werden.

3.3    Flexibel kaskadierbare Struktur

Smart Contracts sind kaskadierbar, d.h.

  • alle für die Erfüllung notwendigen Bereitstellungen und Beschaffungsmaßnahmen können ebenfalls unter Verwendung von Smart Contracts vereinbart werden und
  • das gesamte Geschäftsmodell kann durch Smart Contracts abgebildet werden.

3.4    Externe Vertragspartner und externe Services

Es können beliebig viele Vertragspartner und externe Services in beliebigen Rollen am Vertrag teilnehmen.

3.5    Ermittlung aller Vertragswirkungen

Die im Vertrag vereinbarten zeitlichen und finanziellen Wirkungen, insbesondere auch alle wirtschaftlichen und juristischen Eigentumsübergänge können für alle Vertragspartner, Vertragsleistungen und Vertragsgegenstände ermittelt und transparent dargestellt werden.

3.6    Leistungsverpflichtungen und Leistungserfüllungen

Die von den Vertragsparteien übernommenen Verpflichtungen können auf ihre Erfüllung hin überwacht und angefordert, sowie bei Nichterfüllung eskaliert werden.

3.7    Ereignissteuerung

Beim Vorliegen auslösender Ereignisse werden die KI Roboter alarmiert und die definierten Ereignisfolgen automatisch ausgeführt und für alle Prozessbeteiligten transparent gemacht.

4      Wie können Smart Contracts implementiert werden?

Wir empfehlen eine hybride Implementierung von COMAC 7 Smart Contracts in die ETHEREUM Blockchain (oder in andere vergleichbare Verfahren)

Schritt 1: SMART CONTRACT (einmalig)

  1. Nutzung des generischen COMAC 7 Modells der Vertrags- und Geschäftsbeziehungen und der Geschäftsprozesse mit über 1.000 Vertragstemplates
  2. Realistische Abbildung des Smart Contracts schnell und sicher ohne Programmierung durch Steuerungs- und Regelungsparameter
  3. Definition der Transaktionen, die in der Blockchain verwaltet werden sollen
  4. Automatische Erstellung der Runtime-Version des Smart Contracts
  5. Verschlüsselung und Referenzierung der Runtime-Version mit allen Vertragsregelungen zur Nutzung in der Blockchain

Schritt 2:  TRANSAKTIONEN (laufend während der Vertragslaufzeit)

  1. Erfassen, verwalten, steuern und berechnen der konkreten Vertrags- und Geschäftsbeziehungen samt aller Transaktionen
  2. Übertragung der definierten Transaktionen samt Smart Contract Schlüssel in die ETHEREUM Blockchain
  3. Veröffentlichung der Transaktionen in ETHEREUM

 

Mit der Vertragssoftware COMAC 7 SMART CONTRACT mit ETHEREUM Schnittstelle können Sie jeden Vertrag in einen „smart contract“ umwandeln und mit all seinen Vorteilen nutzen.

Nähere Informationen finden Sie unter https://www.sbc-systems.eu


Ein wichtiger Hinweis:

Wir möchten nicht versäumen, auf ein ausgezeichnetes White Paper von Dr. Axel-Michael Wagner und Stefan Groß von der Kanzlei PSP in München hinzuweisen, welches Technologie, fachlichen Anspruch und rechtliche Implikationen von Smart Contracts beschreibt und  den Zusammenhang mit und den Unterschied zur Blockchain sehr gut darstellt.